Jay Z und Snoop Dogg sind altgediente Helden im HipHop-Geschäft, aber in den letzten Jahren mehr mit Gimmicks und Crossover1aufgefallen als mit inspirierter Musik.
Bravado
„Bravado“ ist ein Album, das abwechselnd nach Dire Straits und Van Halen, nach 80s-Ballade und Euro-Dance klingt1 – ein lustvoller Angriff auf Geschmacksgrenzen.
Aber Callinan ist kein Witzbold, sondern Musikant2 – hinter3 dem Vokuhila-Vorhang erwartet abenteuerlustige Hörer*innen eine wunderbare Scheiss-auf-Konventionen-Attitüde und tolle Songs.
Apple Music / Spotify / Video: „SAD“ auf youtube
Harry Styles
Harry Styles war mal in einer Boyband1. Mir Wurscht2, vor allem als ich „Sign of the Times“ hörte, diesen fantastischen Schmachtfetzen, der mich neugierig machte auf das Solo-Debüt.
Nun, es gibt leider kaum weitere Highlights. Und, erschreckend: Die muffelige Dad-Rock-Schnarchigkeit, die sich über weite Strecken breit macht. Wie alt ist der Mann? 23? Punk ist was anderes, Sturm und Drang auch. Ein Soundtrack für den ersten Bausparvertrag.
1992
Princess Nokia ist eine junge New Yorker Rapperin1, die den Satz „My little titties and my phat belly “ in einen feministischen Schlachtruf (und verdammten Ohrwurm) verwandelt hat. Die Beats ihres Debüt-Albums können da leider nicht immer mithalten: Musikalisch ist das teils direkt aus einem ausgeleierten Hip-Hop-Klischee-Setzkasten. Aber die Attitüde! Und das Talent!
Wenn´s Gerechtigkeit gibt, wird sie Star2.
It’s a guarantee that he won’t forget me / My body little, my soul is heavy
Download: „1992“ von Princess Nokia.
- Princess Nokia Is The Feminist Rapper You Should Know | Sound Off | Refinery29 – YouTube ↩
- Und hat ein ganzes Album voll mit tollen Produktionen wie „Tomboy“. ↩
Humanz
„Gorillaz“ sind ein Pop-Kuriosum. Eine Zeichentrick-Band groovt sich durch ihr postapokalyptisches Disneyland-Universum — das Konzept versprach eigentlich eher einmaligen experimentellem Eskapismus als musikalische Substanz. Aber dann produzierten „Tank Girl“ Schöpfer Jamie Hewlett und Blur-Mastermind Damon Albarn ein famoses Album1 nach dem anderen2.
Ganz so famos wie der Rest der Diskographie ist das nach längerer Pause entstandene „Humanz“ nun nicht, es ist eine kompetent produzierte, aber erstmals wenig einfallsreiche Bühne für Gast-Stars wie De La Soul, Benjamin Clementine, Vince Staples und Grace Jones3.
„Humanz“ sind vielleicht einfach einen Tick langweiliger.
Rezension der Top-Kundenrezensionen zu Söhne Mannheims: „MannHeim“, 2017
Die Söhne Mannheims haben schon wieder eine Platte vollgespielt mit Hochglanz-Radio-Pop und religiösem Pathos. Aufregung herrscht rund um den Song „Marionetten“, der Demokratie-feindlichen Verschwörungs-Stuss beinhaltet. Das kann Mensch in der Presse nachlesen1, aber wer gibt dem von der Lügenpresse gebeutelten Amazon-Rezensions-Volk endlich eine Stimme? Onkel Flori natürlich. Eine Rezension der Rezensionen.
„Awaken, My Love!“
Multitalent Donald Glovers1 neues Album ist erstmals komplett frei von Rap und dafür von vorne bis hinten voll mit behutsam modernisiertem 70s Funk & Soul. Projekte wie diese enden ja oft genug als blutleere Zitatensammlung2 – aber Glover bringt genug Energie, Charakter und vor allem: den Willen mit, nicht nur in der Musikkiste zu wühlen, sondern sich kopfüber hinein zu stürzen.
Hören: Spotify / Apple Music
Room 29
Da haben sich zwei gefunden: Pop-Charakterköpfe Jarvis Cocker1 und Chilly Gonzales ergänzen sich in diesem minimalistisch-melancholischen Konzeptalbum über Einsamkeit und faden Glamour des Hotelzimmers wie erwartet wunderbar. Nicht vom Genre „Contemporary Classic“ abschrecken lassen. Es ist Pop. Feiner.
- Ex-Frontmann der wunderbaren „Pulp“ ↩