Wallflower

Wie leichtfüssig-organisch ein einziges Lied nacheinander durch die Stile Folk, Soul & Jazz tauchen kann, beweist „Eye To Eye“, das brillante Eröffnungsstück von Jordan Rakei´s „Wallflower“. Die folgenden Stücke bewegen sich meist in klarer abgesteckten Genre-Grenzen, aber das tut dem Genuss dieses extrem elegant arrangierten Albums kaum einen Abbruch.

“Wallflower“ auf Bandcamp kaufen / Jordan Rakei: Offizielle Website / Apple Music / Spotify

I tell a fly

Das zweite Album des britischen Pianisten und Sängers Benjamin Clementine ist eine frustrierende Erfahrung, und das ist Absicht:
Balladeske Schönheit wird, kaum etabliert, von Hörspiel-Schnipseln unterbrochen und mit Hilfe kontrastierender Rhythmen und Chöre versenkt – ein Musical auf der Titanic.

Love what survives

Mount Kimbie mögen sich eine Band1 nennen, aber sie bringen keine Alben raus, sondern Sampler. Tolle Sampler, voll mit feinem Electronic-Groove, Wirrem, Schönem, aber was bleibt von den bisher drei durchaus ausführlich2 belauschten Veröffentlichungen? King Krule´s bester Song seit dem Debüt3, James Blake´s bester Song seit seinem Debüt4, aber wer zum Teufel ist Mount Kimbie?

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  1. „Mount Kimbie ist eine britische Minimal-Band“ — Mount Kimbie – Wikipedia 
  2. und mit Genuß! 
  3. „Blue Train Lines“ 
  4. „We go home together“ 

Copyshop

Romano hat die Kunst der Selbstinszenierung drauf, Beats zwischen Marteria und Deichkind, Witz und eine ziemlich gute Beobachtungsgabe. Das alles kommt wunderbar zusammen auf Hits wie „Copyshop“ oder „König der Hunde1“, auf Album-Länge sind Vortrag und Musik-Gerüst aber etwas zu gleichförmig eintönig, um wirklich zu fesseln.


  1. Glückwunsch, DE, übrigens. 
 „Durch Fensterritzen dringt ’ne kunterbunte Welt / Vom ersten Westgeld wird ’ne Couch bei Quelle bestellt“ #TagderDeutschenEinheit 

Geiles Insta, Señorita

Die dürre Balz des Kay One

Kay One, Konsensradio-HipHöppchen und ZDF-Fernsehgarten-Gigolo1 hat Pietro Lombardi aus der DSDS-Resterampe gefischt, um den Sommerhit „Despacito“2 für ein würdefreies Publikum zu klonen3.

Die hastig (offizieller Videotitel: „Senorita“) auf youtube gekübelte Single wurde fantasillionen4 mal geklickt, und verspricht „von einer Frau zu handeln, welche himmlisch gelobt und deren Liebe zu gewinnen versucht wird.

Das Original ist schwülstig, dumm und dreist, also 100% Sommer-Hit. Was bleibt davon in der „deutsch-sprachigen“5 Version? Onkel Flori analysiert.

Everything now

Arcade Fire ist eine Band, deren Kult-Status ich nie so ganz nachvollziehen konnte. Aber es klang immerhin so, als wüssten die kanadischen Indie-Rocker immer ganz genau was sie wollen1.

Von einer Vision ist bei ihrer neuen Veröffentlichung leider nichts zu spüren, dafür gibt es scheußlich prätentiöse Song-Titel2, peinlichen Reggae und mehr musikalischen Unfug.

Ist das das Konzept „Everything now“, ein Gemischtwarenladen unausgegorener Ideen?
Dann lieber nix, Danke.

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  1. Etwa: „The Suburbs“, ein Konzept-Album über das Leben im Vorort. 
  2. Zugegeben: das ist nun leider keine neue Entwicklung bei Arcade Fire. 
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Zauberland

Bernd und Karl-Heinz Ulrich, besser bekannt unter dem Namen „Amigos, Die“ sind Felsen in der Brandung der deutschen Musikgeschichte. Seit mittlerweile mehr als 50 Jahren betreiben sie ganz ohne wettbewerbsverzerrendes Dekolleté (siehe Konkurrentin Helene Fischer1) oder drittes Band-Mitglied (siehe Konkurrenten die Flippers) ihr Ding (und das ist deutscher Schlager).

Pure Comedy

Nach drei Stücken bin ich begeistert, nach sieben gelangweilt: Die versammelte Cleverness der Texte (und oh, sind sie clever!) des sarkastischen Barden Father John Misty kann nicht wett machen, dass das Ganze musikalisch auf der Stelle tritt.

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Melodrama

Nach den minimalistischen Song-Gerüsten des1 Debüts „Pure Heroine“ schöpft die Neuseeländerin nun aus dem Vollen: Disko, R&B, Beats & pathosgeladene2 Balladen. Deutlich bunter, also, aber wenig beliebig und meist geglückt. Plus: Lorde´s fantastische Stimme und raue Offenheit retten auch die schwächeren Stücke. Völlig verdient so populär.


  1. sagenhaft erfolgreichen! 
  2. nicht: pathetisch!