Songs, 2021

when you think you’ve seen everything, find we’re living in days like these

2020 1/2

Tolle Songs aus dem ersten Halbjahr

Es ist ein besonderes Jahr, dieses. Musikalisch! Selten so viel tolles neues. Hier eine wilde Playlist mit handgepicktem Liedgut von alten Bekannten und aufregenden Newcomern.

Helden in Dumpf-Posen

Eine Autogrammstunde bei Deutsch-Rapper Fler

Nicht im Bild: Fler

Fler ist Gangster-Deutsch-Rapper mit einem1 recht beschränkten Themenspektrum: die Bitches (Frauen), die Breitling (Uhren und andere Statusobjekte), der Beste (er). Er (Fler) ist wohl erfolgreich genug, Autogrammstunden rechtfertigen. Zufällig gab es neulich eine in Schlender-weite meines Zuhauses. Also hin, natürlich.

Piano & a Microphone 1983

„Is that my echo? Can you turn the lights down?“

Wer die übliche kommerzielle Leichenfledderei nach dem Tod von Superstars kennt, der muss bei der Ankündigung eines Albums mit „unveröffentlichten Demos“ des perfektionistischen Prince das Schlimmste befürchten.

Irrtum, glücklicherweise.

„Piano & a Microphone“ ist eine wunderbar intime Live-Aufnahme, weiteres Zeugnis des verlorenen Genius´ und in seiner spielerischen Leichtigkeit das Beste, was einer trauernden Musik-Gemeinde als erste posthume Veröffentlichung passieren kann.

„Piano & a Microphone“ von Prince hören/kaufen (via song.link)

Little Dark Age

MGMT? Waren das nicht die mit dem… (pfeift)
– Genau, „Kids“! Und „Time to Pretend“.
Ah. Die gibt’s noch?
– Ja, mir auch entgangen. Haben aber unter dem Radar fleissig weiter Platten gemacht, alle ziemlich unterschiedlich, alle ziemlich gut.
Oha?
– Und die Neueste, das ist ihre Beste bisher. Ist 80er-Synth-Pop, diesmal. Ohrwurmgeladen.
Oha!
– Genau.

„Little Dark Age“ von MGMT hören/kaufen

Dirty Computer

Janelle Monáe macht irgend wann mein Lieblingsalbum, voll mit schwelgerischem R´n´B wie „I like that“, feministischem Rap wie „Django Jane“, und vor allem: messerscharfem, Prince-Tribut-Funk wie „Make me feel“. „Dirty Computer“ versammelt all das, will aber für meinen Geschmack doch zu sehr Pop-Platte sein1. Eine gute, zwar. Aber, ach…

Dirty Computer hören/kaufen / Dirty Computer „Emotion Picture“ auf youtube


  1. Allerdings nicht zu unterschätzen: Das harmlos tönende „Pynk“ etwa ist einer der sexuell explizitesten Songs auf der Platte. Tolle Pussy-Pants im Video auch. 

I´m All Ears

Es ist natürlich unfair, junge, selbstbestimmt1 erscheinende Pop-Künstlerinnen immer gleich mit Lorde zu vergleichen.

Hier muss das erlaubt sein, weil Stimme und Sensibilitäten sehr verwandt (und genau so formidabel) klingen. Wo das Duo mit dem bescheuerten Namen allerdings die Nasen vorne hat, ist der Format-sprengend-schillernde Musik-Kosmos2, aus dem hier geschöpft wird.

„I´m All Ears“ hören/kaufen


  1. Im Sinne von: kein Reißbrett-Pop-Produkt. 
  2. Anspieltipp: Hot Pink 

Knock Knock

Vielleicht mein liebster Einstieg in eine Platte dieses Jahr: das schwelgerische „Club der Ewigkeiten“ ist eine ohrwurmige Brandung aus Geigen, Flöten und pluckernder Elektronik, und ein fantastischer Start in die neueste Veröffentlichung des Hamburger Elektronik-Exzentrikers DJ Koze. Wenige fertigen Tanzflur mit so viel Persönlichkeit und Witz, und „Knock Knock“ hat zusätzlich famose Gäste wie Sophia Kennedy, José Gonzales und Róisín Murphy an Bord. Ein großer Spass.

„Knock Knock“ hören