Und sich gleich anschliessend die anderen grotesk wunderbaren Filme des Meisters der Genregrenzenverwischung gönnen: „The Host“, „Snowpiercer“, „Mother“ und „Memories of a Murder“ seien hiermit besonders empfohlen. ↩
Ein US-amerikanischer Filmemacher freundet sich mit dem Wissenschaftler Grigory Rodchenkov an. Der ist ein sympathisches Schlitzohr. Ausserdem Chef der russischen Anti-Doping-Agentur. Und Kopf des russischen Doping-Progamms in Personalunion.
Der Regisseur, ein Amateur-Radrennfahrer, sucht zu Beginn des Filmes nach einem Arzt, der ihn dopt. Eitles Selbsterfahrungs-Kino – bis zum Grigorys Auftritt. ↩
Ausufernde1, aber extrem kurzweilige Dokuserie über einen indischen Guru2, der sich mit seiner mehrhundertköpfigen, knallorangenen Hippie-Anhängerschaft in einem verschlafenen Wüsten-Nest im US-amerikanische Oregon niederlässt. Was soll da schon schief gehen?
Schlimm: Nicht nur die gute alte, bereits verloren gewusste1 Erde, sondern gleich das ganze Universum ist in Gefahr – ein purpurner Bösewicht2 hat extrem schlechte Laune. Glücklicherweise stemmen sich dagegen alle Held*innen, die das Marvel-Comic-Kino-Universum3 bevölkern: Iron Man, der Hulk, Black Widow, Thor, Spider-Man, Captain America, Black Panther, Bucky Barnes, Scarlett Witch… und mehr. Und _viele_ mehr. Und das sind nur _die Guten_.
„Infinity War“ gucken ist Bingo: Ha! Kenne ich, hab ich gesehen, hat damals… oh, die wieder… Moment, der jetzt auch, hatten die sich nicht zerstritten?, der war doch… oha, da ist Benedict Cumberbatchs Bart und magisches Yoga, oh, und wer ist der? Und wieso ist er wichtig? Ist das wichtig?
„Avengers: Infinity War“ ist ein extrem kompetentes Produkt, die Regisseure4 machen den Bösewicht zur Hauptfigur und jonglieren recht geschickt mit der absurden Anzahl Plots.
Das Problem ist, dass Mensch mehrere Stunden Film aus Marvels fiktiven Universum konsumiert haben kann5 und trotzdem nicht weiß, wer die Hälfte der Heldinnen und Helden sind, und warum, zum Teufel, wir mitfiebern sollen.
„Infinity War“ bringt den Comic-Crossover-Event6 ins Kino und7 in den Mainstream. Ähnlich wie die Superhelden-Meta-Witzbox „Deadpool 2“8 ist „Infinity War“ wenig mehr als ein Fleißsternchen für getreue Konsument*innen der Film-Fabrik Marvel – ein Film ist das nicht mehr.
Dieses Remake des Kultfilms verschwendet eine Handvoll der witzigsten Frauen Hollywoods1 für eine fast durchgehend Sinn- und Spannungs-freie Aneinanderreihungen von Sketchen, knallbunten Computergrafik-Sequenzen und lahmen Gast-Auftritten der Original-Ghostbusters. Ein Jammer.
Foxtrott ist ein rares Biest: Ein intimes Familiendrama über Verlust und Trauer, und gleichzeitig eine Militär-Satire, die in einer absurden Parallel-Welt spielt. Keine leichte Kost1 – und sehr empfehlenswert2.
Lady Gaga ist die neue Madonna, ob wir wollen oder nicht. Als solche muss irgendwann ein enthüllendes Selbst-Portrait in Film-Form her, ob wir nun wollen oder nicht.
Was erfahren wir also in dieser Dokumentation? Lady Gaga ist eine Vollblut-Musikerin, sie schreibt, singt und orchestriert den Kosmos Gaga.
Aber auch: Lady Gaga liebt Mode. Lady Gaga herzt ihre Familie. Lady Gaga hat Krisen. Lady Gaga besitzt Brüste, die sie ab und an nonchalant in die Kamera hält. Lady Gaga wird krank. Lady Gaga befürchtet unter Tränen in einer (von ihr in Auftrag gegebenen) Dokumentation, dass sie weinerlich erscheint.
Stefani Joanne Angelina Germanotta ist eine verdammt gute neue Madonna, und die alte1 hat auch noch keinen sehenswerten Film produziert.
Ein Mechaniker auf einer Raumstation, welche die letzte Rettung der Menschheit darstellt, verliert in einer bizarren Horror-Szene einen Arm, und verbringt den Rest des Filmes damit, darüber Witze zu reißen.
Die Heldin entscheidet sich zur Teilnahme an einer Himmelfahrts-Mission, weil ihr Partner “so süß ist”.
Charaktere lautsprechen wiederholt den Titel des Filmes, vor dessen Effekt ein Wissenschaftler per unbeholfener Video-Einblendung gewarnt hat.
“The Cloverfield Paradox” ist mit Abstand der dümmste Eintrag in der Cloverfield-Reihe, aber wie das Hipster-Blair-Witch-Project “Cloverfield” (2008) und der Bunker-Thriller “10 Cloverfield Lane” (2016) auch verdammt unterhaltsam1.
Wenn ihr einen davon guckt, dann aber bitte “10 Cloverfield Lane” – ähnlich
klaustrophobisch, aber mit einem Drehbuch, das den Namen verdient und: John Goodman. ↩
Klingt nach fantastischem Stuss? Ja und nein: Netflix’ erster Blockbuster1 ist ein überambitionierter B-Movie zwischen Herr der Ringe, Polizisten-Drama2 und einer extrem platten Rassismus-Allegorie. Viel zu viel für das dünne Drehbuch, vor allem wenn alle 15 Minuten Kugeln und coole Sprüche fliegen zwischen Mensch, Ork und Elfe3.