Die Besten

selig

Kennst du die Jahre dieser Stunden?

Kenn´ ich, ja.

Selig: Selig1 von 1994 gab mir damals neue Hoffnung in deutschsprachige Rockmusik: Gitarren, Swagger, Sex und eine Prise Hippie, die nicht stank2.

Jetzt3 stinkt´s, denn Herren von Selig sind wohl in dem Alter angekommen, in dem man ein Unplugged-Album vollspielt, einst grandiosen Songs wie „Die Besten“ allen rotzigen Drang entzieht und mich als Fan verliert.


  1. Sie hat geschrien! Wenn ich wollte! Die Besten! Ja! Regenbogenleicht! So viel tolles. 
  2. Der brodelnde Nachfolger „:hier“ von 1995 machte dann den Deutsch-Rock-Sack zu. 
  3. Nun ja, „jetzt“. Die Platte ist schon ein Jahr draussen. Ich hörte sie erst jetzt. Mein Blog. 

Get to heaven

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Auf dem dritten Album finden die Engländer endlich auch auf Album-Länge ihre Form: der hyperventilierendem Indie-Rock, das Gejodel und die Rhythmus-Schlenker werden nun von den Songs bestimmt, nicht umgekehrt.

Glücklicherweise bleibt das Ganze immer noch reichlich weird und eklektisch. Die Wundertüte ist genauso bunt, nur weniger beliebig.

Fantastisches Artwork auch.

Hören/Kaufen: spotify / itunes

Why make sense

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Von allen geschätzt, von niemand geliebt: Hot Chip haben eine weitere Platte mit ihrem teils sterilen, immer geschmackvollen und leicht nerdigem Indie-Disco vollgespielt.

Ich schätze das1.


  1. „Cry for you“ ist aber leider nur ein schwacher Ersatz für „Over and Over“ und, vor allem: „Ready for the floor“. 

Solo

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Die Schönheit dessen, was Klaviertasten tun, wenn man sie streift, nicht drückt.

To Pimp A Butterfly

To Pimp A Butterfly

Keiner hätte sich beschwert, wenn Kendrick Lamar das bewährte „Short Film“-Konzept des (großartigen) 2012er Albums „good kid, m.A.A.d city“ einfach wiederholt hätte.

Aber die Ambition, das wird schnell klar, ist eine andere: „To Pimp A Butterfly“ ist Eine kunterbunte, genre-sprengende Selbstzerfleischung1. (Fast) frei von radio-tauglichen Singles, und ein umso stärkeres Statement.

Hören/Kaufen: spotify, iTunes.


  1. Aber immer noch: Hip Hop. Sehr guter. 

Ich wollte über den Echo 2015 schreiben, aber mir kam ein Oonagh dazwischen

Der Echo ist kein Kritikerpreis, der Echo ist kein Kritikerpreis.

Es gewinnt das, was am ranschmeissend-populärsten ist, eingängig ohne Würde, sich am meisten verkauft. Das, was am häufigsten in1 Radio-Sendern läuft, die sich ohne mit der Wellenform zu zucken „Sunshine Live“ nennen und nur zu gerne für Hintergrund-dudelnde Verdummung geradestehen.

Also: Mehr Tapete als Musik.
Find´ich fair.

Ebenfalls fair: Das ich die Preisträger flugs und gnadenlos scanne, einsortiere, und folgend in meinen Blog schreitippe, wie tief wir gesunken sind. Alles ist bereit: Ich habe die Liste der Preisträger, das getreue youtube wartet geduldig im nächsten Browsertab, ich bin bereit zur rhetorischen Annihilation2.
Vier Echos? Zu gierig, Helene Fischer.

Aber ach, es kommt alles anders3. Es kommt Oonagh.

Schick Schock

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Wenn Hipster schäkern: Nach einer Hand voll tollen Singles ist die Bilderbuch-Platte „Schick Schock“ nun da, und löst alle Versprechen ein.

Unverschämte Ohrwürmer, anzüglicher Dada, wohltemperierter Trash. Dazwischen: englischsprachige (!) Raps über Softdrinks und, jawoll: Barry Manilow.

Ich sage: Mädel, komm mit mir da hin / Bling Bling Bling

Deutschsprachiger Indie, so locker aus der Hüfte.

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Verpasste Chancen: Als ich Björk im Burger King traf

Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Björk-Albums: Eine schlampig redigierte Kurzgeschichte von ca. 2004.

Neulich, zwischen zwei Burgern, da traf ich Björk.

„Björk, alte Knister-Elfe,“ sprach ich, „was machst denn DU hier?“. Björk sah noch nicht einmal auf. Sie trug ein sehr Björk-artig elaboriertes Gewand, knabberte gedankenverloren an einem Chickendingens und trommelte dabei komplexe Rhythmen auf das Tablett.

Yours and mine

„A retrospective short film celebrating the one-year anniversary of the self-titled visual album, BEYONCÉ.“

Endlich ist ein Video da für uns alle, die wir das einjährige Jubiläum der Veröffentlichung des fünften Beyoncé-Albums ihrerselbst (also Beyoncé-)würdig begehen wollen.

We need something real„, hauchspricht die Beyoncé, während ordinäres Wasser nur sehr, sehr widerwillig von ihrem Leib perlt.

You have to have something that is forever“ gurrt sie und räkelt sich, und die Wucht dieser Worte wird nur noch übertroffen vom beyoncé-schen Gurräkel.

Happiness comes from you. No-one else can make you happy“ offenbart sie uns, und da fällt es uns endlich wie Stern-Schuppen von den weit aufgerissenen Augen, die immer noch an ihrem königlichen Hintern kleben:

Ja, Beyoncé, Ja! Es ist so einfach!

Und Jay-Z raucht eine Zigarre, denn die Welt war gerettet.

Black Messiah

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Sollte Michael D´Angelo Archer noch einmal 14 Jahre1 für ein weiteres (yeah!) Meisterwerk voll mäanderndem Soul und Funk brauchen – bitte.
Warten lohnt sich.

Hören/kaufen: Spotify / iTunes


  1. D´Angelo: „Voodoo“, 2000.