
Hip Hop, Soul, Noise & Elektro. Das Debüt der schottischen “Young Fathers” ist ein Spukhaus gebaut auf Genregrenzen.
Ein düsterer Sog, herausfordernd und fantastisch.
Onkel Floris endgültige Meinung
Florian Egermann, Medienkünstler, Aktivist und Astronaut trennt popkulturelle Spreu vom Weizen
Maifeld-Derby 2014 Review
Das Maifeld-Derby ist ein wunderbares Festival. Hochkarätige Künstler, tolle Atmosphäre.
Aber ich bin ein verdammter Snob und mäkele.
Und zwar an den Bands (also nur an denen, wo ich gehört habe):
St. Vincent
Kurz: Sehr toll.
Lang: Annie Clarke hat wohl keinen Bock mehr, niedlich zu sein. Nicht, dass ihre Musik je harmlos war, aber nun noise-rockt sie und performance-tanzt dazu im Klaus-Nomi-Gedächtnis-Anzug und schlohweisser Mähne auf der Bühne herum. Auch das gekonnt, aber ich Chauvi vermiss doch die Indie-Zuckerschnute (ich hatte mich verliebt).
Bernhoft
Beinahe verpasst. Hatte das Publikum voll im Griff und am Tanzen – nur mit Akustikgitarre, Stimme und Loopstation. Fantastischer Musiker, ein grosser Spass.
FM Belfast
FM Belfast kamen zwar genau zum richtigen Zeitpunkt (Freitag Nacht) mit dickem Bass um die Ecke gebogen, aber irgendwie war das ein reichlich beliebiges Rumsbums-Disco-Gedudel. Sehr tanzbar aber.
Wye Oak
Bemühten sich.
The National
Musik wie ein Reihenhaus. Wem REM zu aufregend ist, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
Johnossi
War mir nicht bekannt, dafür vielen Mädels im Publikum um so besser. Richtete keine Schäden an.
Die Höchste Eisenbahn
Nicht nur un-peinlicher, sondern schlicht schöner, unaufgeregter deutscher Pop (eine Leistung!). Plus: sympathischste Band auf der Bühne.
Bilderbuch
Mit Wiener Schmäh, Gitarrensolos und wunderbar schrägen Songs über Moonboots & Swimmingpools. Entdeckung des Festivals!

Melancholische, sanft hingetupfte Songs mit wohldosierten Knacksern. Sicher nicht das aufregendste, aber vielleicht das schönste Album in Damon Albarns kunterbunterbunter Diskographie. Und das ist eine Leistung.
Magst du das verträumte, 60s-geschwängerte und wunderbar tranige Beck-Album “Sea Change”? Dann magst du auch das verträumte, 60s-geschwängerte und wunderbar tranige Beck-Album “Morning Phase”. Die Frage ist: Brauchst du das gleiche Album zwei mal?
Wie gehabt bei Annie Clarke: Scheuklappenfreier Indie-PopRock mit genau dem richtigen Mass Verschrobenheit & Exzentrik. Neu ist allerdings, dass man dazu nun auch den Hintern bewegen kann. Und dass sich kein einziges mediokres Lied findet: “St. Vincent” von St. Vincent ist von vorn bis hinten fantastisch!
…oder, für Spotify-User: Die Songs als Playlist.

(ohne Reihenfolge)
The Electric Lady von Janelle Monáe
Amygdala von DJ Koze
Random Access Memories von Daft Punk
Modern Vampires of the City von Vampire Weekend
Psychic von Darkside
Overgrown von James Blake
Die höchste Eisenbahn von Die höchste Eisenbahn
The Next Day von David Bowie
Wise up Ghost von Elvis Costello & the Roots
Obsidian von Baths

Der Trick ist lügen / Der Trick ist lüüüüüüüüüüügen
Normalerweise mache ich ja einen grossen Bogen um alles, was sich in den oberen Chartsregionen abspielt und nach Teenie-Hip-Hop riecht, aber dann hörte ich die wunderbare Miniatur “Münchhausen 1”1 und musste mehr hören. Zum Glück, denn da ist diese Lust am Absurden, diese Comic-Stimmen, der wilde Musikstil-Mix, Ohrwürmer, kübelweise Selbstironie:
Die Ärzte mit Drum-Machine.

Eine Platte, die ein Lied namens “Prognosen Bomm” enthält, gebührt Aufmerksamkeit. Zum Glück! Knisterndes Deep-House-meets-Notwist. Wunderbare Nachtschichten.