Friedhof der Monolithen


Erinnert ihr euch noch? Damals, als Telefone keine strahlenden Rechtecke, sondern Objekte waren? Die zu klappen, kippen, drehen und schieben waren? An Joysticks und SMS-löschen?
Nun, ich erinnere mich. Mit Wehmut.

Wenn heute Smartphones in geselliger Runde auf Tische gelegt werden, um das eng-getaschte Sitzen zu erleichtern (uuuuuuuuund vielleicht, vielleicht eine wichtige Notification aus dem Augenwinkel zu erhaschen), dann ist der Tisch bedeckt mit schwarzgrauen, sechzehnzuneunigen schwarzglänzenden Schokoladentafeln diverser (aber immer mehr: absurder) Grössen.

Die Dinger sind nichts ohne Content, sie sind – wollen! – formlos sein, das sind kalte Bild-Schirme1 im rundgelutschten Rahmen.

Wie schön war doch die Zeit, als der Handy-Bereich im Media-Markt noch nicht aussah wie ein Friedhof der Monolithen. Es gab Entscheidungen zu fällen: Einfach CandyBar? Oder lieber Klapp-Phone. Zum Schieben gibt´s auch. oder, super-fancy: ein Dreh-Phone mit rundem Display…

Und ich besass es. Es hiess Motorola V70, sein billiges Plastik fühlte sich scheisse an, es war unpraktisch und langsam. Niemand ausser mir hatte es (vielleicht aus diesen Gründen). Es war glorios (genau aus diesem Grund).

Mobil-Telefone hatten Form, hatten Persönlichkeit, und so lächerlich es ist, Persönlichkeit durch ein Gadget, Auto, Kleidung, also: stupiden Konsum auszudrücken2, so sehr vermisse ich doch ab und an die Möglichkeit, eben dies zu tun.


  1. Im Wortsinn. 
  2. Wir sind ja nicht mehr auf dem Schulhof.